Zum 1.1.2025 erhebt England auf Schulgebühren 20 Prozent Umsatzsteuer
Eltern, die ihre Kinder auf eine Privatschule in Großbritannien schicken (wollen), müssen sich ab 2025 auf massiv erhöhte Kosten einstellen. Das Haushaltsgesetz 2024 (Budget 2024) der neuen Labour Regierung hat nämlich mit Wirkung zum 1. Januar 2025 für alle Privatschulen und Privat-Internate im Vereinigten Königreich die Befreiung von der Umsatzsteuer (value added tax, VAT) abgeschafft. Somit fällt ab 2025 auf alle Schul- und Unterbringungsgebühren (school tuiton, education and boarding fees) die normale britische Umsatzsteuer von 20 Prozent an. Das gilt sogar - quasi rückwirkend - für Vorauszahlungen, die im Jahr 2024 (ggf. anteilig) für das Schuljahr 2025 erbracht wurden.
Weitere Belastung britischer Privatschulen durch Wegfall der "charitable business rates relief "
Diejenigen Privatschulen in England, Wales und Schottland, die als gemeinnützige Stiftungen (charities) organisiert sind, und das sind die meisten, verlieren mit Wirkung zum April 2025 noch eine weitere Privilegierung, nämlich die "charitable business rates relief", die gemeinnützigen Organisationen in Großbritannien erlaubt, bis zu 80 Prozent ihrer Immobilien-Mietkosten von der Steuer abzusetzen.
Es erscheint daher als steile These, wenn Labour auf der offiziellen Regierungswebsite prognostiziert, dass die britischen Privatschulen die 20 Prozent Kostensteigerung nicht eins zu eins an die Eltern weiterberechnen werden. Zitat:
Does this mean private school fees will go up by 20%?
We don’t expect that raising VAT will cause private school fees to go up by 20%.This is because private schools, like other businesses, don’t have to reflect the VAT increase in the amount fee payers are charged.On average, we predict the measures are likely to see fees rise by around 10%.
Die Prognose, dass die Privatschulen und Internate in UK die 20 Prozent Umsatzsteuer zur Hälfte selbst tragen werden ist - jedenfalls am Beispiel Eton - bereits widerlegt. Eton gibt die Umsatzsteuer in voller Höhe an die Eltern weiter (Details siehe hier).
Auch "International Schools" für Expat-Familien betroffen
Die Labour Regierung ist offenkundig der Ansicht, dass die rund 10 Prozent reicher britischer Eltern, die ihren Nachwuchs auf Privatschulen oder Internate in Großbritannien schicken, eine Gebührenerhöhung von 20 Prozent verkraften können. Um es in absoluten Zahlen zu verdeutlichen: Das renommierte Eton College hat die Eltern ihrer Schüler informiert, dass die Jahresschulgebühr 2025 von 52.749 Pfund auf 63.000 Pfund steigt. Wer sich 63.000 Euro Schulgebühr pro Kind und pro Jahr leisten kann, verkraftet auch 76.000 Euro, ohne hungern oder den Privatjet verkaufen zu müssen. Oder?
Nun ja. Ein Kritikpunkt ist, dass die Gebührenerhöhung auch die zahlreichen "International Schools" im Großbritannien betrifft, also die in UK (meist als gemeinnützig) registrierten Privatschulen, die Unterricht für die Kinder von internationalen Expats anbieten. Wenn ein deutscher, französischer oder italienischer Ingenieur, Manager oder IT-Experte von seiner Firma für ein oder zwei Jahre nach UK entsandt wird, will die Familie in der Regel, dass die Kinder in einer internationalen Schule unterrichtet werden, da der Besuch einer staatlichen britischen Schule für Expat-Kinder (mit Englisch als Fremdsprache) problematisch ist. Solche Expat-Familien haben aber in der Regel nicht den grenzenlosen finanziellen Background, den Labour bei der Abschaffung der Steuerprivilegierung offenbar im Auge hatte.
Weitere Informationen über die Abschaffung der Steuerprivilegierung für UK Privatschulen
- GOV.UK Website: VAT on Privaste Schools
- Guardian: VAT on UK international schools ‘could prompt hundreds of pupils to leave’
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Beitragsfoto: Lizenz über getty-images-k7xTOWEYY1E-unsplash